Seifenhorst - Kapitel 1: Der Tag, an dem alles anders wurde
- Nicky
- vor 3 Tagen
- 7 Min. Lesezeit
Das erste Kapitel meiner damaligen Magical-Girl-Story "Seifenhorst" ist jetzt endlich überarbeitet und ja, es war … interessant.
Drei beidseitig voll geschriebenen Seiten nur Dialoge irgendwie in eine halbwegs lesbare Geschichte zu verwandeln, war dann doch etwas mehr Arbeit als ursprünglich gedacht. Besonders knifflig, wenn man keine Ahnung mehr hat, was das eigene frühere Ich sich dabei eigentlich gedacht hat.
Wie soll Motos aussehen?
Wie läuft diese Verwandlung nochmal ab?
Und was zum Teufel habe ich mir bei Szene XY bloß gedacht?!
Fragen über Fragen und kaum Antworten.
Mein damaliges "Nachwort" war übrigens auch nicht gerade die Erleuchtung:
„Diese Geschichte wurde von Nicole (mein vollständiger Name) erfunden und geschrieben.
Diese Geschichte wurde so ähnlich wie ein Drehbuch geschrieben.“
Danke, Vergangenheit-Ich, dass bringt mich natürlich sofort auf Kurs.
Aber gut, ich hab’s durchgezogen, mich durch den Dialogdschungel geschlagen, über seltsame Logiklücken geschmunzelt und die Geschichte mit frischem Leben gefüllt. Und jetzt, tadaa: Kapitel 1 ist bereit für die Bühne.
Viel Spaß beim Lesen und denkt dran: Ironie ist die Waffe der nostalgischen Überarbeitung.
Vorwort
Ich bin Nadja Kunart, 14 Jahre alt und eigentlich wollte ich nur meine Ruhe. Stattdessen tauchte ein Mottenmonster namens Motos in unserer Schule auf und forderte eine „Herrschrin der Erde“. Klingt irre? Ist es auch.
Meine Schwester Monika will natürlich gleich wissen, was dahintersteckt. Und als dann noch eine sprechende Katze auftaucht und meint, wir sollen uns in magische Kriegerinnen verwandeln und gegen die Hölle kämpfen... tja, was soll ich sagen?
Ich wollte nicht. Aber mit Monika an meiner Seite, zieh ich’s durch.
Kapitel 1: Der Tag, an dem alles anders wurde
(Original: Mars und Mond)
In einer gewöhnlichen Schule irgendwo in England begann ein völlig ungewöhnlicher Tag.
Der Himmel war grau, wie so oft, doch in der Luft lag eine seltsame Spannung, als würde ein Gewitter lauern, aber keines, das man mit einem Regenschirm überstehen konnte.
Nadja Kunart saß auf ihrem Platz am Fenster, den Kopf auf die Hand gestützt, während sie verträumt nach draußen starrte. Ihre Zwillingsschwester Monika kritzelte währenddessen gelangweilt Herzchen, Totenköpfe und gelegentlich ein sehr missratenes Einhorn in den Rand ihres Mathebuchs.
„Denkst du auch an das Referat morgen?“ flüsterte Monika und schob sich zu ihr rüber.
„Ich denk gerade eher daran, wie viele Tage man braucht, um sich legal krankzumelden.“
Monika kicherte. Doch dann geschah es.
Ein tiefes Grollen vibrierte durch den Boden, erst kaum hörbar, dann wie ein dumpfer Trommelschlag in der Tiefe. Ein kalter Luftzug raste durch das Klassenzimmer, obwohl alle Fenster geschlossen waren. Die Neonlichter flackerten hektisch, als ob sie in Morsecode um Hilfe riefen. Ein Schüler kreischte, vielleicht aus Panik, vielleicht auch nur, weil sein Tamagotchi aus der Tasche fiel.
Und dann… stand er da.
Ein Wesen, wie aus einem Fiebertraum zwischen Fantasy und Insektenhorror, trat durch die Tür, als gehörte es dort hin. Riesig, halb Mensch, halb Motte, mit schillernden, durchscheinenden Flügeln, einem dunklen Panzer, der bei jeder Bewegung knackte, und glühenden, bernsteinfarbenen Augen.
„Ich bin Motos, der Bote der Vierten Hölle!“ donnerte er, mit einer Stimme, die vibrierte wie ein Orgelbass. „Ich suche die Herrscherin der Erde. Bringt sie mir oder ihr alle werdet leiden!“
Ein Keuchen ging durch die Klasse. Niemand wagte, sich zu rühren.
„Und was willst du dann hier? Die Schule hat keine Königin, höchstens ne müde Mathelehrerin“, warf Tobi, der Klassenclown, zögernd ein.
Motos schnaubte. „Schweig, Rebell!“ Er streckte die Klaue aus und ein purpurroter Energiestrahl zuckte hervor wie ein Peitschenhieb aus Licht. Tobi wurde getroffen, prallte gegen die Wand wie eine Puppe und rutschte zu Boden.
„Tobi!“ rief Monika, sprang auf und zog Nadja mit sich. Gemeinsam rannten sie zu ihm. Warum auch immer, aber in der Ecke stand ein Eimer mit Wasser, den sie ihm ohne zu zögern ins Gesicht kippten.
Tobi röchelte, blinzelte. „Wow… was für ein Flug. Nur die Landung war etwas hart.“
Doch Motos erhob sich weiter, seine Flügel entfalteten sich in ihrer ganzen Pracht, warfen funkelnden Staub in die Luft, der wie dunkle Schneeflocken langsam zu Boden rieselte.
„Ihr habt keine Vorstellung von meiner Macht. Gibt mir was ich will! Ihr habt Zeit bis morgen früh, ansonsten wird dies euer Untergang sein!"
Ein Windstoß fegte durch den Raum, wirbelte Papiere auf, ließ Fenster zerbrechen und Tische durch die Luft fliegen. Ein Schüler wurde fast von einem Stuhl erschlagen, der durch den Windstoß hochflog und nun auf dem Boden krachte.
Dann, begleitet von einem schrillen Insektengeräusch, was aber auch ein unheimliches lachen sein könnte, verschwand das Wesen in einer Rauchwolke. Einfach so.
Zurück blieb Chaos. Schüler schrien, Lehrer rannten, und überall roch es muffig und nach Angstschweiß.
Doch drei blieben wie angewurzelt stehen: Tobi, Monika und Nadja.
„Sollen wir nicht besser gehen?“ flüsterte Nadja, deren Beine sich wie Wackelpudding anfühlten.
Monika sah sie an. „Hast du überhaupt mitbekommen, was gerade passiert ist?“
„Nein... und ich will es ehrlich gesagt auch gar nicht wissen.“
In diesem Moment ertönte ein leises Geräusch. Tap. Tap. Tap.
Eine schwarze Katze trat durch die offenstehende Tür. Sie war schlank, elegant, hatte ein glänzendes Fell und ein leuchtendes, mysteriöses Zeichen auf der Stirn, das wie ein halbmondförmiges Auge wirkte.
„Verdammt...“ murmelte es, mit einer weiblichen, genervten Stimme.
Die drei starrten sie an, als hätte sie gerade das Periodensystem rückwärts auf Latein aufgesagt.
„Habt ihr das gerade gehört?“ fragte Tobi.
„Du meinst, dass… die Katze gesprochen hat?“ Monika und Nadja sprachen wie aus einem Mund.
Die Katze hob die Pfote und seufzte. „Natürlich kann ich sprechen.“
Das war zu viel. Die drei schrien und rannten los, geradewegs nach Hause.
Als der Abend dämmerte, lagen die Zwillinge in ihren Betten. Das, was sie gesehen hatten, fühlte sich noch immer wie ein böser Traum an.
„Vielleicht sind wir alle verrückt geworden?“ flüsterte Nadja.
„Oder es war ein verdammt realistischer Traum?“
Doch dann hörten sie ein bekanntes Tap, tap, tap, und die Katze war wieder da.
Auf der Fensterbank. Im Mondlicht sah sie fast königlich aus.
„Ihr müsst mir zuhören“, sagte sie ruhig. „Ich bin Luna, und ich komme in friedlicher Absicht.“
„Wenn du uns gleich noch erklärst, dass wir Hexen sind, spring ich aus dem Fenster“, warnte Nadja.
Luna ignorierte das und setzte sich auf die Fensterbank. „Ihr seid die Nachkommen der Kriegerinnen von Mars und Mond. Eure Vorfahrinnen haben einst gegen die Höllenfürsten gekämpft. Jetzt kehren diese zurück und ihr müsst sie aufhalten.“
„Willst du uns ernsthaft erzählen, dass wir… vom Mond abstammen?“ fragte Nadja.
„Nicht direkt“, antwortete Luna. „Aber das Erbe eurer Ahnen lebt in euch.“
Die Zwillinge sahen sich an. Ihre Blicke sagten: Das kann doch alles nicht wahr sein... oder doch?
„Und... was sollen wir tun?“ fragte Monika schließlich.
Luna schloss kurz die Augen. Das Zeichen auf ihrer Stirn begann zu leuchten. Zwei kleine, schwarze Schmuckschatullen erschienen auf dem Bett, eine mit roten Ornamenten, eine mit silbernen.
„In diesen Schatullen befinden sich eure Diademe. Setzt sie auf und ihr werdet euch verwandeln“
„Verwandeln?“, fragte Nadja skeptisch.
„Euer Aussehen wird sich verändern, damit euch niemand erkennt. Und eure Kräfte werden erwachen.“
Monika zögerte kurz, griff dann aber neugierig nach ihrer Schatulle. Auch Nadja öffnete die ihre. Im Inneren lagen elegante, schimmernde Diademe, eines rubinrot, das andere silbern-blau. Sie setzten sie auf.
Im nächsten Augenblick wurden sie von einem Licht umhüllt. Ihre Kleidung verwandelte sich in elegante Kampfanzüge, leicht, glänzend, mit Umhängen, Stiefeln und Handschuhen. Ihre Haare waren länger, die Farben intensiver. Sie sahen aus wie Kriegerinnen aus einer anderen Welt.
Monika betrachtete sich im Spiegel. „Okay... das ist offiziell ziemlich cool.“
„Und wie werden wir wieder normal?“ fragte Nadja.
„Nehmt einfach die Diademe ab“, erklärte Luna.
Sie taten es und zack hatte sie wieder ihre Pyjamas an und sahen aus wie immer.
„Motos wird morgen zurückkommen“, sagte Luna mit ernster Miene. „Seid bereit.“
Am nächsten Morgen war die Schule ein einziges Chaos. Polizei, Reporter, verängstigte Schüler. Die Direktorin versuchte, Ruhe zu bewahren.
Dann vibrierte erneut die Luft und eine dunkle Stimme ertönte.
„Habt ihr die Herrscherin gefunden?“ donnerte die Stimme von Motos. Er stand in der Halle, düsterer denn je.
Tobi trat mutig nach vorn. „Wir sind nicht deine Spielzeuge!“
Ein Energiestoß zuckte auf ihn zu, doch diesmal sprang Monika in letzter Sekunde dazwischen und riss ihn beiseite.
„Jetzt oder nie!“ zischte sie zu Nadja.
Sie rannten los, versteckten sich in der Aula, setzten ihre Diademe auf und verwandelten sch.
Als sie wieder erschienen, standen sie in der Mitte der Halle. Magische Auren umgaben sie.
„Halt, du Mistkerl!“ rief Monika.
Motos drehte sich langsam zu ihnen. „Wer seid ihr?!“
„Ich bin Shinning Moon!“ rief Nadja, selbstbewusst.
Monika blinzelte sie an. „Ernsthaft...? Na gut... Ich bin Shinning Mars!“
Beide im Chor: „Und im Namen der Gerechtigkeit, werden wir dich bestrafen!“
Motos fauchte, seine Flügel entfalteten sich schlagartig und sie schnitten durch die Luft wie Klingen. Mit einem markerschütternden Schrei stürzte er sich auf die beiden. Magischer Nebel wogte über den Boden, seine Klauen blitzten im Licht.
„Luna! Was sollen wir tun?!“ rief Monika, während sie auswich.
„Ruft eure Kräfte! Monika, sag: Feuerwelle, flieg! Nadja: Wasserwelle, flieg!“
Monika hob die Hand, Flammen kreisten um ihre Finger. „Feuerwelle, flieg!“
Ein Bogen aus flüssigem Feuer zischte durch den Raum, tänzelte wie eine brennende Schlange, ehe er Motos direkt in die Brust traf. Die Hitze war spürbar, selbst aus der Entfernung.
Gleichzeitig rief Nadja: „Wasserwelle, flieg!“
Aus ihrem Diadem brach ein gleißender Strom blauer Flammen hervor, durchzogen von schimmernden Wassertropfen. Der Angriff prallte gegen Motos mit der Wucht einer Flutwelle und er wurde zurückgeworfen, schleuderte gegen eine Wand und riss eine halbe Tafel mit sich.
Motos keuchte. Rauch stieg von seiner Rüstung auf. „Verdammt... Ihr seid stärker, als ich dachte...“
Er breitete seine Flügel erneut aus, dunkle Energie sammelte sich um seine Klauen. Er warf ein Geschoss aus Schatten in ihre Richtung und Nadja riss den Arm hoch. Ein Schild aus Wasser formte sich gerade noch rechtzeitig, um den Angriff abzufangen.
„Wir müssen zusammenarbeiten!“ rief Monika.
Nadja nickte. „Los! Noch mal!“
„Feuerwelle!“
„Wasserwelle!“
Die Angriffe verschmolzen in der Luft zu einer Explosion aus rotblauer Energie, die wie ein Komet auf Motos zuraste.
Wütend brüllte er: „ Es ist noch nicht vorbei!“ taumelt und verschwand in einer dichten Wolke aus Rauch und Funken, bevor er vom Angriff der Mädchen getroffen werden konnte.
Für den Moment war England sicher.
Doch wie lange noch? Motos wird sich sicherlich Rächen.
Das Abenteuer hat daher erst grade begonnen.
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